Auszug aus dem Manuskript zur Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung Kristian Fenzl am 7. Juni 2006 im Steyrer Kunstverein
Guten Abend, sehr geehrte Damen und Herren!
Hier stehe ich nun in Steyr oder im Lentos Kunstmuseum Linz und versuche das angeblich nicht Begreifbare, d.h. Bilder von Künstlern, zu erklären.
Gegenständliche, wie im Falle Helnwein, oder heute gegenstandslose, präziser: abstrakte Bilder.
Das Abstrakte ist. wie uns Kandinsky lehrt, eine von einem gegenständlichen Motiv ausgehende, vereinfachende Bildsprache, während gegenstandslose Kunst nicht unmittelbar mit unserer dinglichen Umwelt in Verbindung gebracht werden kann.
Fenzls Bilder sind demnach nicht gegenstandslos, dennoch abstrakt. Was war zuerst? Der Gegenstand, im Falle Fenzls die Natur, die abstrahiert wurde? Oder das gegenstandslose Bild, das im Betrachter gegenständliche Bilder/Phantasien auslöst? Matisse, der große Meister der Farbe, bemerkt, dass man "beim Betrachten eines Bildes sowieso vollständig vergessen muss, was es darstellt". (Koch-Hillebrecht, S 71) Abstrakte Kunst fordert den Betrachter. Sie bedingt, Wahrnehmungen, Empfindungen, Erinnerungen einzubringen, sich einzulassen auf das Spiel von Farben und Formen.
In den Arbeiten von Kristian Fenzl finden wir die Malerei als ein Handlungsfeld, das dem Gegenstand entflieht, ihn aber nicht ausschließt. Der Gegenstand , um den Fenzls Malerei kreist, ist die Natur. Eis- und Schneelandschaften, Wüsten, das weite Meer, der Horizont, Sonnenuntergänge, glühende Lavaströme, grüne Wiesen.
Die 4 Elemente, die Ordnungsprinzipien des traditionellen Weltbildes: Erde - Wasser - Feuer - Luft sind Grundthemen, um die Fenzls Urlandschaften kreisen. Den Elementen werden ja bekanntlich im antiken und mittelalterlichen Weltbild Farben sowie Temperamente, Jahreszeiten, ja sogar Organe und Körpersäfte zugeordnet.
Meine erste Begegnung mit Fenzls Bildern reicht zwar nur ein knappes Jahr zurück, den Künstler allerdings kenne ich bereits seit 1986.
Ich betrete Fenzls Domizil, in dem sich sein Atelier befindet, Fenzls selbst mitgeplantes und gestaltetes Haus. Ein ausgestopfter Löwe begrüßt mich mit aufgerissenem Maul. Ein finsterer, afrikanischer Nagelfetisch fixiert mich skeptisch. Makonde-Köpfe starren mich an oder lachen sie mich aus? Bin ich ein Eindringling im Reich des international erfolgreichen und mit Preisen und Ehrungen überschütteten Designers? Mister „Panther“ himself (der Designer des schnittigen, futuristischen, roten Rosenbauer-Flughafenlöschfahrzeuges, weltweit im Einsatz) begrüßt mich.
Ich kenne Fenzl auch als vielseitigen Ausstellungsarchitekten, der u.a. in der Neuen Galerie der Stadt Linz die Oö. Landesausstellung „Ursprung und Moderne“ oder die erfolgreiche Schau „Gold aus Afrika“ eingerichtet hat. Fenzl ist Gestalter, Innenarchitekt, KunstUniversitäts-Professor, verantwortlich für „Kunst am Bau“-Projekte, Buch-Herausgeber und passionierter Sammler afrikanischer Kunst.
Wer sein Reich betritt, taucht ein in eine exotische und prächtige, bunte Welt, in ein völkerkundliches Kunstmuseum: Nitsch, Sengl und Rainer, üppige Attersees, Damisch und immer wieder die Magie von Afrika. Und ganz hinten, im Atelier bzw. in der umfunktionierten Garage gelagert, welch Überraschung, verbergen sich Reihen von selbst gemalten Bildern, gestapelt nach Größen und Farben und Serien. Eine Neuentdeckung: Fenzl ist nun vor allem auch MALER.
Kristian Fenzl ist der klassische Universalgestalter im Sinne der Bauhaustradition, ein Mann mit der Leidenschaft zum Gesamtkunstwerk, der „barocke“, österreichische Künstlertypus. Was er zur Arbeit braucht? „Natur und immer wieder die Vielfalt der Natur.“ (Zitat K. F)
Dr. Elisabeth Novak-Thaller
Vizedirektorin Lentos Kunstmuseum Linz